BIO-SIEGEL UND
-ZERTIFIZIERUNGEN AUF EINEN BLICK

Im Siegel-Wald des Supermarkts kennt man sich manchmal nicht mehr aus. Noch dazu verrät uns das Label oder die Packung eines Produkts auf den ersten Blick nicht, was eigentlich hinter den Siegeln steckt. 

Welche Richtlinien gibt es und wie unterscheiden sich die Siegel? Wir stellen vier Bio-Siegel vor ...





BIO, BIO UND NOCHMAL BIO …

... IM SIEGEL-WALD DES SUPERMARKTS

DAS EU-BIO-SIEGEL

Was genau hat es mit dem EU-Bio-Siegel auf sich? Das Siegel wird nach der EG-Öko-Basisverordnung (EG) Nr. 834/2007 vergeben und ist wohl das Zertifikat, das man am häufigsten auf Lebensmitteln findet. Die Richtlinien für die Zertifizierung mit dem grünen Rechteck bilden die Grundlage für viele andere Bio-Siegel. Zu den Richtlinien gehören unter anderem der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, mineralische Dünger und das Verbot von Gentechnik. Substanzen, die aus Naturstoffen gewonnen werden, dürfen eingesetzt werden.
In verarbeiteten EU-Bio-Lebensmitteln werden nur 53 Zusatzstoffe wie Farbstoffe, Aromen oder Säuerungsmittel zugelassen. Hier kommen konventionelle Produkte auf über 300 verschiedene Stoffe. Der Anteil der Zutaten, die aus biologischem Anbau stammen, muss für die Kennzeichnung “EU-Bio” beim Endprodukt bei mindestens 95 Prozent liegen. Konventionell angebaute Zutaten dürfen in EU-Bio-Lebensmitteln nur unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden. Deren Einsatz muss vorab von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung geprüft und genehmigt werden.
Betriebe, die nach den EU-Bio-Richtlinien anbauen, werden jährlich von der Öko-Kontrollstelle nach der EG-Öko-Verordnung geprüft. Neben der biologischen Landwirtschaft können die Landwirt:innen auch gleichzeitig noch konventionelle Landwirtschaft betreiben, solange sichergestellt werden kann, dass es nicht zu einer Vermischung im Anbau kommt.

DEMETER

Demeter ist das strengste Bio-Siegel in Deutschland. Die gesetzlichen Richtlinien des EU-Bio-Siegels bilden auch hier die Grundlage. Die Richtlinien des Demeter-Verbandes gehen aber weit darüber hinaus.
Das Saatgut, das auf den Feldern von Demeter-Landwirt:innen angebaut wird, muss zudem nicht nur frei von Gentechnik und biologisch zertifiziert sein, sondern wurde im besten Fall auf Demeter-zertifizierten Feldern oder Gärten gezüchtet. Genauso wie bei den anderen Zertifizierungen sind Düngemittel beschränkt und es wird auch auf chemisch-synthetischen Pflanzenschutz verzichtet.
Bezüglich der Zusatzstoffe sind sich die Verbände Naturland, Bioland und Demeter einig: Im Gegensatz zum EU-Bio-Siegel sind bei der Weiterverarbeitung der biologischen Rohstoffe nur 22 Zusatzstoffe zugelassen. Wenn ein verarbeitetes Produkt mit dem Demeter-Siegel zertifiziert werden soll, müssen mindestens 90 Prozent der Zutaten aus Demeter-Anbau stammen.
Ein Unterschied zu den übrigen Siegeln ist unter anderem die Viehhaltung. Sie ist für Landwirt:innen, die nach Demeter-Standards anbauen, obligatorisch, also Pflicht. Denn aus dem Mist des Viehs wird biodynamischer Dünger für die Felder hergestellt. Kann ein Betrieb keine eigenen Tiere halten, muss eine Kooperation mit anderen Demeter-Landwirt:innen eingegangen werden.
Zusätzlich zu den Kontrollen durch die EG-Öko-Verordnung werden die Betriebe auch vom Demeter-Verband geprüft und müssen jedes Jahr ein Entwicklungsgespräch führen.

BIOLAND

Das Bioland-Siegel hat das EU-Bio-Siegel zur Grundlage, setzt aber dann noch eine Schippe drauf. Um nach den Richtlinien des Verbandes anbauen zu können, müssen die Landwirt:innen im Gegensatz zu den EU-Richtlinien ihren gesamten Betrieb auf den ökologischen Anbau umstellen.

Schon das Saatgut, das ein landwirtschaftlicher Betrieb aussät, muss biologisch zertifiziert sein. Gentechnik ist, wie auch schon beim EU-Bio-Siegel, streng verboten. Außerdem wird auf organische Düngemittel gesetzt und chemisch-synthetischer Pflanzenschutz ist verboten. Statt 53 verschiedenen Zusatzstoffen, wie beim EU-Siegel, dürfen bei Bioland nur 22 bei der Weiterverarbeitung eines Produkts verwendet werden. Der Verband setzt hier auf eine schonende Weiterverarbeitung der ökologischen Rohstoffe.

Zusätzlich zu den Kontrollen durch die EG-Öko-Verordnung prüft Bioland selbst regelmäßig, ob die landwirtschaftlichen Betriebe sich an die vorgegebenen Richtlinien halten.

NATURLAND

Auch Naturland geht einen Schritt weiter als die EU-Bio-Richtlinien. Wollen Erzeuger:innen das Siegel erhalten, muss, wie auch bei Bioland, der gesamte Betrieb auf ökologischen Anbau umgestellt werden.

Das Saatgut auf den Feldern von Naturland-Betrieben ist ebenfalls aus biodynamischer Züchtung. Gentechnik ist schon aufgrund der EU-Bio-Richtlinien streng verboten. Beim Anbau kommen nur organische Düngemittel zum Einsatz, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, wie sie in der konventionellen Landwirtschaft verwendet werden, sind verboten.

Wie auch bei Bioland, erlauben die Naturland-Richtlinien nur 22 Zusatzstoffe bei der Weiterverarbeitung der ökologischen Rohstoffe. Ob sich ein Betrieb auch wirklich an die Naturland-Richtlinien hält, prüft der Verband regelmäßig - zusätzlich zu den Kontrollen durch die EG-Öko-Verordnung, die das Einhalten der Richtlinien des EU-Bio Siegels prüfen.

Naturland fair ist eine zusätzliche Zertifizierung, die Landwirt:innen erhalten können. Das Siegel sichert neben den Anbaurichtlinien auch faire Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter:innen des landwirtschaftlichen Betriebs.