Warum wird das krumme Bio-Obst und -Gemüse nicht einfach an gemeinnützige Organisationen gespendet? Häufig werden wir gefragt, wieso Landwirt:innen die gerettete Ware nicht einfach an wohltätige Einrichtungen wie die Tafel spenden.
In diesem Beitrag möchten wir euch mehr über den Bezug unserer Ware erklären und auch Aufschluss darüber geben, dass wir gemeinnützigen Organisationen keine Lebensmittel wegnehmen.
Hinter jedem geernteten Obst oder Gemüse stecken viele Ressourcen. Angefangen von der Fläche über Wasser und Düngemittel bis hin zu der aufgebrachten Zeit und Arbeitskraft. Ob das geerntete Produkt gerade, krumm, "zu groß" oder "zu klein" ist, spielt dabei keine Rolle. Viele Faktoren, vor allem nicht beeinflussbare Wetterbedingungen, spielen hier mit hinein. Die landwirtschaftliche Arbeit ist nicht nur mit viel Liebe, sondern auch mit viel Schweiß und Unsicherheiten verbunden.
Landwirt:innen müssen und wollen selbstverständlich für ihre produzierte Ware bezahlt werden und Schönheitsfehler dürfen nicht der Grund sein, weshalb diese Ware nicht wertgeschätzt wird. Wird ein Teil der Ernte nicht abgenommen, bleiben Landwirt:innen auf den Kosten sitzen und die nicht abgenommene Ware wird zweckentfremdet. Werden Produkte nicht verkauft, schreiben Landwirt:innen diese nicht beim Finanzamt ab, sondern solches Obst und Gemüse landet auf dem Kompost bzw. wenn es nicht einmal geerntet wird, wird es eingefräst und alle Arbeit war umsonst. Dieser Lebensmittelverschwendung möchten wir entgegenwirken. Denn für uns zählt nicht das Aussehen, sondern die Qualität.
Für die Landwirt:innen ist es somit keine Option, ihre krummen Exemplare an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Denn der Aufwand, diese zu ernten, waschen und aufzubereiten, um sie schlichtweg zu verschenken, ist viel zu zeit- und kostenaufwendig. Aktuell sind immer häufiger Fälle in den Medien, die beschreiben, dass Landwirt:innen ihre Erdbeerpflanzen vernichten, anstatt diese zu spenden oder Ähnliches. Mehr dazu könnt ihr in folgendem Artikel lesen: Utopia - Landwirt:innen lassen Ernte lieber im Boden. Gestiegene Kosten für Erzeugung und unfaire Preispolitik sind nicht erst seit diesem Jahr ein Problem.
Wir beziehen unser Bio-Obst und -Gemüse zum größten Teil aus der Primärproduktion, also der Landwirtschaft und Gärtnereien. Ein kleiner Teil sind Ablehnungen von Supermärkten, die erst gar nicht in den Verkauf gelangt sind. Wenn wir diese Ware kaufen, erhält die Primärproduktion noch Geld dafür, sie behält auf diesem Weg ihren Wert und die harte Arbeit wird wertgeschätzt. Da gemeinnützige Organisationen wie die Tafel keinen Zugriff (oder nur in geringem Umfang) auf die Produkte der Primärproduktion haben, stehen wir nicht in Konkurrenz zu ihr. Wir kaufen ihnen somit keine Lebensmittel vor der Nase weg, die andernfalls gespendet worden wären. Gemeinnützige Organisationen wie die Tafel beziehen ihre Lebensmittel von den Supermärkten dann, wenn die Ware nicht verkauft wird. Das bedeutet, die Landwirt:innen wurden für ihre Ware bereits bezahlt.
Wie auch bei den Supermärkten kommt es auch ab und zu bei uns vor, dass von uns abgenommene Ware zwar in ihrer Qualität keineswegs beeinträchtigt, aber für den Versand nicht mehr geeignet ist. In solchen Fällen kooperieren auch wir mit gemeinnützigen Organisationen. So spenden wir unter anderem an die Tafel in Kempten und Kaufbeuren, die sich in umliegender Umgebung zu unseren Lagerhallen befinden. Zudem freuen wir uns, die bewundernswerte Arbeit der Kantine frisch und fair und die ehrenamtlichen Architekt:innen von Supertecture mit Sachspenden versorgen zu können. Auf diesem Weg kann unseren Partner-Landwirt:innen eine finanzielle Sicherheit gewährleistet werden und wohltätige Einrichtungen eine Unterstützung erhalten.
Entsprechend unseren Werten und Leitzielen möchten wir mit unserer Arbeit Gutes bewirken. Wir sind aber keine gemeinnützige Organisation, sondern eine GmbH und somit nicht durch Spenden finanziert. Wir sind ein Unternehmen, welches nachhaltiges Bestehen anstrebt, um unsere Mission noch viele Jahre weiter verfolgen und verbreiten zu können. Gewinnbringend zu sein schließt nachhaltiges Handeln nicht aus.